Louis Moreau Gottschalk: Lange Zeit vergessen! Warum??

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    • Louis Moreau Gottschalk: Lange Zeit vergessen! Warum??

      Hi all,

      Julius hatte an anderer Stelle im Forum die Frage gestellt, warum man, auch wenn der genannte Komponist und Pianist, Louis Moreau Gottschalk ( 1829 - 1869 ), heutzutage wieder bekannter und beliebter wird, dennoch immer noch zu wenig Werke von ihm und Fakten über ihn zu Gehör oder Gesicht bekommt.

      Das ist nicht so einfach zu beantworten, es ist sogar sehr schwierig, und ich ziehe, wie immer, als Hilfe die Biographie Gottschalks von S. Frederick Starr, "Bamboula!" , zu Rate, wo gegen Ende einige Ideen und Verknüpfungen / Vernetzungen von Aspekten aufgezeigt werden, die evtl. zielführend sind.
      Ich greife also "mitten hinein", und .. mja, anders geht es nicht.

      Also:

      1. ) Einfluss Gottschalks auf ANDERE Komponisten:

      Ein Griff nach Strohhalmen.

      Irrelevante Äußerungen von Kritikern wie etwa Filippo Filippi, der z.B. das Finale des 2. Aktes aus Verdi's "Aida" mit Gottschalks Musik in Verbindung brachte.
      Russischer Kritiker namens Sergei Dianin findet heraus, dass ja Gottschalks "Bananier" eine wichtige Rolle bei der Themananordnung der Polowetzer Tänze von Borodin ( Oper "Prinz Igor" ) sind.

      Charles Ives zitiert Gottschalks "Last Hope" in Psalm 90.

      Dass es so wenige direkte Einflüsse sind, beweist, dass zum Beispiel Europäische und Amerikanische Klassizisten wenig mit Gottschalks Musik anfangen konnten / keinen Nutzen für sich daraus zu ziehen in der Lage waren

      2. ) Rezeption durch Schülerkonzerte

      Teresa Carreno spielt im Konzert Gottschalk-Werke in London - um 1890 herum - und dieser unsägliche George Bernard Shaw sagt: "Schlechter Geschmack! "
      Auch ( sogar ) in Frankreich herrschte in dieser Zeit Indifferentismus und eine gewisse Kühle gegenüber Gottschalk, gemäß Aussagen seines Freundes Luis Ricardo Fors.
      In Deutschland war es auch nicht besser: Ein deutscher Pianist antwortete auf die Frage nach seinen Favoriten: "Anton Rubinstein und Thalberg!" Und auf die Frage: "Und Gottschalk?" - da erst antwortete er: "Ach ja, den hatte ich vergessen, der gehört auch dazu!"

      3. ) Weitere Kritiker, die dummes Zeug laberten:

      W.S.B. Matthews sagte: "Heutzutage würde man sie wohl kindisch nennen, die Idee, dass Gottschalk IRGENDEINEN Effekt mit seinem berühmten Stück "Banjo" auf einem Konzert erreichen könnte." ( Matthews gab allerdings zu, dass Gottschalk ein originelles und charakteristisches Genie war. ) Trotzdem tat er m.E. etwas sehr bedauerliches:
      Er rückte Gottschalk in die Ecke von Sousa, aufgrund der "Beliebtheit dessen Werke."

      Das ist m.E. kaum zu glauben. Unfassbar.

      **

      Doch die Öffentlichkeit liebte Gottschalks Musik zu diesem Zeitpunkt immer noch!

      4. ) Klischeehaftigkeit, aber nicht durch Gottschalk verschuldet, noch gefördert:

      Die "Dauerbrenner" waren gut und reichlich im Druck erhältlich, allerdings wurden viele Stücke missbraucht, in z.B. jedem Stummfilm.
      Es bildete sich zwischen 1890 und 1915 ein Kreis älterer Gottschalkianer, die dieses Abgleiten ins Banale bekämpften. Sie konnten aber nicht viel tun!
      Es nützte halt nix, wenn ein paar Mummelgreise murmelten " Ich war ja Gottschalks Freund!" oder seine meisterhafte Bach-Interpretationsweise lobten. Es verhallte ungehört!
      Um 1892 hatten einige Zeitungen ( allerdings zu wenige ! ) das Thema nochmal aufgegriffen: "Gottschalk - ein erfolgreicher Amerikanischer Komponist!" oder "Gottschalk: Einer der besten der Welt!" lauteten kleinere Artikel.

      Andere Artikel waren weniger dienlich:

      "Gottschalks NISCHE ( !!!!!!!!!!! ) ist im Tempel des Ruhmes für immer reserviert!"

      5. ) Clara Peterson-Gottschalk's Aktivitäten:

      Clara war Gottschalks Schwester und Herausgeberin seiner "Notes of a Pianist", die von ihr - allerdings nach bestem Wissen und Gewissen - bearbeitet wurden. ( Ich hab dieses Dokument auf Festplatte, als PDF ).

      Es sind Gottschalks Reise - und Tagebuchaufzeichnungen, durchgesehen und lesbar gemacht von seiner Schwester. Das war eine GUTE Sache.
      Was SCHLECHT war: Sie wollte ihrem Bruder einen Platz geben, einen Status, und wirkte auf seine "Benennung" als "Der Barde des kreolischen New Orleans" hin!

      Und das finde ich NICHT gut, denn das ist VIIIIEL zu gering!

      6. ) Clara und Ragtime:

      Wie ich schonmal bei clavio durchblicken ließ, halte ich wenig davon, wenn gesagt wird, "Gottschalk hat den Ragtime erfunden oder vorweggenommen".
      Denn im Gegensatz zum Schreiberling Eschwege, der dies behauptete ( "Gottschalk ist der direkte Ur-Ragtime-Erfinder" ) , antwortete Clara ( und das ist wieder GUT: ) "Warum nennen sie so ( "ragtime" ) eine einfache Synkopierung oder spanischen Rhythmus ????"

      Und das bedeutet, dass die proto- oder auch aktuellen "ragtime" - Elemente, die man fälschlicherweise Gottschalk zuschob, schon ALT waren, als Gottschalk noch gar nicht geboren war.
      Und er damit auch NICHT in die "Ragtime-Ecke" gehört!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!

      7. ) Verbindungen zwischen Schulen / Lehrern

      Es wird vermutet, dass Scott Joplin Gottschalks Werke KANNTE, und gehört haben muss.
      Ein dem Namen nach NICHT BEKANNTER Klavierlehrer Joplins aus Texarkana könnte Joplin an Gottschalks Werke herangeführt haben.
      Auch Jelly Roll Morton hat eventuell einige Gottschalk-Stücke "verragt". ( Und ihm damit nicht unbedingt einen guten Dienst erwiesen ) . Ebenso andere .

      Und dann:

      8. ) 1917: Explosion der Beliebtheit des Jazz, extreme POLARISIERUNG zwischen "Klassik" und "Popular" - und DAS war es, was Gottschalk NIEMALS wollte, und was ihm die nächsten 20 Jahre lang "das Genick" brach - und ihn vergessen machte :( Denn Gottschalk wollte IMMER als Mittler zwischen den beiden Extremen wirken - und diese Rolle übernahmen nun andere ( er war ja tot ) - Irving Berlin, und Paul Whiteman werden hier genannt, im Buch.

      1925 stand in einer Zeitung, dem "Christian Science Monitor": "Gottschalk - ein vergessener Pionier" , und ein paar Jahre später..." ein vergessener Amerikanischer Musiker".

      1934 schrieb ein Karibikfreundlicher Journalist: "Ein früher Pan-Amerikaner , exhumiert!"

      In Kuba - und kaum woanders - feierte man noch 1929 immerhin seinen 100. Geburtstag.

      9. ) Bis 1935 waren es 3 ( drei ) Leute, die sich bemühten, Gottschalk der Vergessenheit zu entreißen. Eine Lehrerin ( Getrude Tucker ), ein junger Pianist ( John Kirkpatrick ) , und ein Dirigent ( Quinto Maganini ) .

      10. ) 1948 kaufte die New York Public Library eine Anzahl Manuskripte von Nicolas Ruiz Espadero, Gottschalks Freund und posthumer Herausgeber vieler seiner Werke. ( Espadero
      verbrannte jämmerlich, er starb 8 Tage, nachdem er ein Bad in Alkohol genommen hatte und sich mit einer Öl- oder Gaslaterne aus Versehen entflammt hatte ) .

      11. ) Widerwilligkeit von Nachfahren. Als Offergeld ( der mit dem Werkeverzeichnis Gottschalks, dem "Offergeld-Katalog" ) bei einem solchen nachfragte, wegen vermuteter
      Archivbestände im Besitz des Mannes, wurde er des Hauses verwiesen. Doch andere konnten den Mann dann überzeugen, seine Sammlung ebenfalls der Wissenschaft zu übergeben.

      12. ) Dutzende posthume Bearbeiter auf diversen Kontinenten: Authentizitätsfrage !

      Auf Konzerten kann man nicht spielen ein Werk von "weiß ich nicht genau".
      Sowas gibts aber, denn in Brasilien ( Napoleao, als Verleger ), und Espadero, und Schott in Deutschland, und Ditson usw usw, - sie alle fügten teilw. viel zu Gottschalks Werken hinzu, oder aber gestalteten gänzlich neue - die er gar nicht komponiert hatte.

      Naja - immerhin: Manchmal ( Espadero ) war ein Könner dabei, der nach Gehör zuvor unnotierte ( Gottschalk schrieb ungerne auf ) , im Konzert von Gottschalk gespielte, Versionen aufschreiben konnte. MEHRERE solcher Werke sind heute im Umlauf. Viele sind aber auch OK und authentisch!

      13. ) Die Unkenntnis von Leuten über die o.g. Sachverhalte 1 - 12 !!!!!!!!!!!

      14. ) Die z.Teil horrend schwierig zu spielenden Werke.

      Am schwierigsten sind so Dinger wie "Columbia" ( die reine Hölle ) , "El Cocoye", "Bamboula", "Carneval de Venise" und noch ein paar andere Kaliber. "Banjo" auch.
      Dies zog VEREINFACHTE Ausgaben nach sich - und wie deren Ruf dann ist, wenns nicht eindeutig ersichtlich ist, dass es vereinfacht wurde, das sieht man heute an Heumann.

      Soo...das sind im Groben die Gründe, warum Gottschalk lange Jahre ein schattiges Dasein fristete !
      Aber das hört auf, wenn Ihr mich fragt. Ich bin bereit, so wie auch andere, ihn ganz in das Licht zu setzen, das er m.E. MEHR als verdient.

      In diesem Zusammenhang auch Danke an meinen Freund aus den USA, der mir VIEL über Gottschalk berichtet hat, und an z.B. Vera Brodsky-Lawrence, die NICHT NUR die Joplin-Rags in einer QUALIFIZIERTEN und TOLLEN Ausgabe herausgegeben hat, sondern auch die bis 1969 bekannten Klavierwerke Gottschalks, in der berühmten, 5-Bändigen Gesamtausgabe, aus der mir mein Freund aus den USA 400 Seiten schickte, die ich mir selbst aussuchen durfte.

      Viele Grüße von:

      Olli - Gottschaf - !! ^^ ^^
    • Louis Moreau Gottschalk: Lange Zeit vergessen! Warum??

      Hi all,

      Julius hatte an anderer Stelle im Forum die Frage gestellt, warum man, auch wenn der genannte Komponist und Pianist, Louis Moreau Gottschalk ( 1829 - 1869 ), heutzutage wieder bekannter und beliebter wird, dennoch immer noch zu wenig Werke von ihm und Fakten über ihn zu Gehör oder Gesicht bekommt.

      Das ist nicht so einfach zu beantworten, es ist sogar sehr schwierig, und ich ziehe, wie immer, als Hilfe die Biographie Gottschalks von S. Frederick Starr, "Bamboula!" , zu Rate, wo gegen Ende einige Ideen und Verknüpfungen / Vernetzungen von Aspekten aufgezeigt werden, die evtl. zielführend sind.
      Ich greife also "mitten hinein", und .. mja, anders geht es nicht.

      Also:

      1. ) Einfluss Gottschalks auf ANDERE Komponisten:

      Ein Griff nach Strohhalmen.

      Irrelevante Äußerungen von Kritikern wie etwa Filippo Filippi, der z.B. das Finale des 2. Aktes aus Verdi's "Aida" mit Gottschalks Musik in Verbindung brachte.
      Russischer Kritiker namens Sergei Dianin findet heraus, dass ja Gottschalks "Bananier" eine wichtige Rolle bei der Themananordnung der Polowetzer Tänze von Borodin ( Oper "Prinz Igor" ) sind.

      Charles Ives zitiert Gottschalks "Last Hope" in Psalm 90.

      Dass es so wenige direkte Einflüsse sind, beweist, dass zum Beispiel Europäische und Amerikanische Klassizisten wenig mit Gottschalks Musik anfangen konnten / keinen Nutzen für sich daraus zu ziehen in der Lage waren

      2. ) Rezeption durch Schülerkonzerte

      Teresa Carreno spielt im Konzert Gottschalk-Werke in London - um 1890 herum - und dieser unsägliche George Bernard Shaw sagt: "Schlechter Geschmack! "
      Auch ( sogar ) in Frankreich herrschte in dieser Zeit Indifferentismus und eine gewisse Kühle gegenüber Gottschalk, gemäß Aussagen seines Freundes Luis Ricardo Fors.
      In Deutschland war es auch nicht besser: Ein deutscher Pianist antwortete auf die Frage nach seinen Favoriten: "Anton Rubinstein und Thalberg!" Und auf die Frage: "Und Gottschalk?" - da erst antwortete er: "Ach ja, den hatte ich vergessen, der gehört auch dazu!"

      3. ) Weitere Kritiker, die dummes Zeug laberten:

      W.S.B. Matthews sagte: "Heutzutage würde man sie wohl kindisch nennen, die Idee, dass Gottschalk IRGENDEINEN Effekt mit seinem berühmten Stück "Banjo" auf einem Konzert erreichen könnte." ( Matthews gab allerdings zu, dass Gottschalk ein originelles und charakteristisches Genie war. ) Trotzdem tat er m.E. etwas sehr bedauerliches:
      Er rückte Gottschalk in die Ecke von Sousa, aufgrund der "Beliebtheit dessen Werke."

      Das ist m.E. kaum zu glauben. Unfassbar.

      **

      Doch die Öffentlichkeit liebte Gottschalks Musik zu diesem Zeitpunkt immer noch!

      4. ) Klischeehaftigkeit, aber nicht durch Gottschalk verschuldet, noch gefördert:

      Die "Dauerbrenner" waren gut und reichlich im Druck erhältlich, allerdings wurden viele Stücke missbraucht, in z.B. jedem Stummfilm.
      Es bildete sich zwischen 1890 und 1915 ein Kreis älterer Gottschalkianer, die dieses Abgleiten ins Banale bekämpften. Sie konnten aber nicht viel tun!
      Es nützte halt nix, wenn ein paar Mummelgreise murmelten " Ich war ja Gottschalks Freund!" oder seine meisterhafte Bach-Interpretationsweise lobten. Es verhallte ungehört!
      Um 1892 hatten einige Zeitungen ( allerdings zu wenige ! ) das Thema nochmal aufgegriffen: "Gottschalk - ein erfolgreicher Amerikanischer Komponist!" oder "Gottschalk: Einer der besten der Welt!" lauteten kleinere Artikel.

      Andere Artikel waren weniger dienlich:

      "Gottschalks NISCHE ( !!!!!!!!!!! ) ist im Tempel des Ruhmes für immer reserviert!"

      5. ) Clara Peterson-Gottschalk's Aktivitäten:

      Clara war Gottschalks Schwester und Herausgeberin seiner "Notes of a Pianist", die von ihr - allerdings nach bestem Wissen und Gewissen - bearbeitet wurden. ( Ich hab dieses Dokument auf Festplatte, als PDF ).

      Es sind Gottschalks Reise - und Tagebuchaufzeichnungen, durchgesehen und lesbar gemacht von seiner Schwester. Das war eine GUTE Sache.
      Was SCHLECHT war: Sie wollte ihrem Bruder einen Platz geben, einen Status, und wirkte auf seine "Benennung" als "Der Barde des kreolischen New Orleans" hin!

      Und das finde ich NICHT gut, denn das ist VIIIIEL zu gering!

      6. ) Clara und Ragtime:

      Wie ich schonmal bei clavio durchblicken ließ, halte ich wenig davon, wenn gesagt wird, "Gottschalk hat den Ragtime erfunden oder vorweggenommen".
      Denn im Gegensatz zum Schreiberling Eschwege, der dies behauptete ( "Gottschalk ist der direkte Ur-Ragtime-Erfinder" ) , antwortete Clara ( und das ist wieder GUT: ) "Warum nennen sie so ( "ragtime" ) eine einfache Synkopierung oder spanischen Rhythmus ????"

      Und das bedeutet, dass die proto- oder auch aktuellen "ragtime" - Elemente, die man fälschlicherweise Gottschalk zuschob, schon ALT waren, als Gottschalk noch gar nicht geboren war.
      Und er damit auch NICHT in die "Ragtime-Ecke" gehört!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!

      7. ) Verbindungen zwischen Schulen / Lehrern

      Es wird vermutet, dass Scott Joplin Gottschalks Werke KANNTE, und gehört haben muss.
      Ein dem Namen nach NICHT BEKANNTER Klavierlehrer Joplins aus Texarkana könnte Joplin an Gottschalks Werke herangeführt haben.
      Auch Jelly Roll Morton hat eventuell einige Gottschalk-Stücke "verragt". ( Und ihm damit nicht unbedingt einen guten Dienst erwiesen ) . Ebenso andere .

      Und dann:

      8. ) 1917: Explosion der Beliebtheit des Jazz, extreme POLARISIERUNG zwischen "Klassik" und "Popular" - und DAS war es, was Gottschalk NIEMALS wollte, und was ihm die nächsten 20 Jahre lang "das Genick" brach - und ihn vergessen machte :( Denn Gottschalk wollte IMMER als Mittler zwischen den beiden Extremen wirken - und diese Rolle übernahmen nun andere ( er war ja tot ) - Irving Berlin, und Paul Whiteman werden hier genannt, im Buch.

      1925 stand in einer Zeitung, dem "Christian Science Monitor": "Gottschalk - ein vergessener Pionier" , und ein paar Jahre später..." ein vergessener Amerikanischer Musiker".

      1934 schrieb ein Karibikfreundlicher Journalist: "Ein früher Pan-Amerikaner , exhumiert!"

      In Kuba - und kaum woanders - feierte man noch 1929 immerhin seinen 100. Geburtstag.

      9. ) Bis 1935 waren es 3 ( drei ) Leute, die sich bemühten, Gottschalk der Vergessenheit zu entreißen. Eine Lehrerin ( Getrude Tucker ), ein junger Pianist ( John Kirkpatrick ) , und ein Dirigent ( Quinto Maganini ) .

      10. ) 1948 kaufte die New York Public Library eine Anzahl Manuskripte von Nicolas Ruiz Espadero, Gottschalks Freund und posthumer Herausgeber vieler seiner Werke. ( Espadero
      verbrannte jämmerlich, er starb 8 Tage, nachdem er ein Bad in Alkohol genommen hatte und sich mit einer Öl- oder Gaslaterne aus Versehen entflammt hatte ) .

      11. ) Widerwilligkeit von Nachfahren. Als Offergeld ( der mit dem Werkeverzeichnis Gottschalks, dem "Offergeld-Katalog" ) bei einem solchen nachfragte, wegen vermuteter
      Archivbestände im Besitz des Mannes, wurde er des Hauses verwiesen. Doch andere konnten den Mann dann überzeugen, seine Sammlung ebenfalls der Wissenschaft zu übergeben.

      12. ) Dutzende posthume Bearbeiter auf diversen Kontinenten: Authentizitätsfrage !

      Auf Konzerten kann man nicht spielen ein Werk von "weiß ich nicht genau".
      Sowas gibts aber, denn in Brasilien ( Napoleao, als Verleger ), und Espadero, und Schott in Deutschland, und Ditson usw usw, - sie alle fügten teilw. viel zu Gottschalks Werken hinzu, oder aber gestalteten gänzlich neue - die er gar nicht komponiert hatte.

      Naja - immerhin: Manchmal ( Espadero ) war ein Könner dabei, der nach Gehör zuvor unnotierte ( Gottschalk schrieb ungerne auf ) , im Konzert von Gottschalk gespielte, Versionen aufschreiben konnte. MEHRERE solcher Werke sind heute im Umlauf. Viele sind aber auch OK und authentisch!

      13. ) Die Unkenntnis von Leuten über die o.g. Sachverhalte 1 - 12 !!!!!!!!!!!

      14. ) Die z.Teil horrend schwierig zu spielenden Werke.

      Am schwierigsten sind so Dinger wie "Columbia" ( die reine Hölle ) , "El Cocoye", "Bamboula", "Carneval de Venise" und noch ein paar andere Kaliber. "Banjo" auch.
      Dies zog VEREINFACHTE Ausgaben nach sich - und wie deren Ruf dann ist, wenns nicht eindeutig ersichtlich ist, dass es vereinfacht wurde, das sieht man heute an Heumann.

      Soo...das sind im Groben die Gründe, warum Gottschalk lange Jahre ein schattiges Dasein fristete !
      Aber das hört auf, wenn Ihr mich fragt. Ich bin bereit, so wie auch andere, ihn ganz in das Licht zu setzen, das er m.E. MEHR als verdient.

      In diesem Zusammenhang auch Danke an meinen Freund aus den USA, der mir VIEL über Gottschalk berichtet hat, und an z.B. Vera Brodsky-Lawrence, die NICHT NUR die Joplin-Rags in einer QUALIFIZIERTEN und TOLLEN Ausgabe herausgegeben hat, sondern auch die bis 1969 bekannten Klavierwerke Gottschalks, in der berühmten, 5-Bändigen Gesamtausgabe, aus der mir mein Freund aus den USA 400 Seiten schickte, die ich mir selbst aussuchen durfte.

      Viele Grüße von:

      Olli - Gottschaf - !! ^^ ^^