Neubeziehen von Klavieren

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    • Neubeziehen von Klavieren

      Das ist jetzt etwas fachspezifisch und sollte von Laien keineswegs einfach mal nachgemacht werden, da hierfür auch entsprechend handwerkliches Geschick erforderlich ist.

      Wir haben folgende Situation; die Wirbel sind lose, und die Saiten klingen nicht mehr gut - das Instrument ist also nicht mehr so recht stimmbar. Wenn wir ohnehin schon neue Wirbel machen müssen, empfiehlt sich natürliuch auch der Neubezug.
      Den Baß messen wir aus, und bestellen einen neuen Baß bei Heller.
      Nun drehen wir alle Saiten (als erstes bitte den Baß) runter, und zwacken die Saiten am Wirbelende ab. Nun drehen wir mittels Maschine die Wirbel raus (fassen sie aber ja nicht an, Verbrennungsgefahr) und säubern erst einmal den Resonanzboden (sofern er keine Risse aufweist)

      Ach ja, was ich noch vergaß...man sollte vor den Saiten abzwacken sichergehen daß auf dem Steg Zahlen (der Saitenstärken) stehen, ansonnsten sollte man sie mittels Mikrometerschraube ausmessen, und die Stärke mit einem Bleistift auf den Steg notieren.

      Wir ermitteln nun die Wirbelgröße - bei einem alten Klavier mit der Wirbelgröße 6,75x 50 bohren wir die Wirbellöcher 7x 62 aus, und verwenden die Wirbelgröße 7,25x 60.

      Nun fangen wir im obersten Diskant an, nehmen den Wirbel wickeln 2,5 Ringe auf ihn, und schlagen ihn mittels Setzeisen ein, dann mit ein wenig Kraft, ziehen wir die Saite unter den Plattenanhangstift über den Steg, und schneiden 4 Finger breit die Saite über der Mitte des Wirbelloches ab, drehen diese auf den Wirbel rauf, und schlagen diesen mit der Saite ein.

      Hierbei gilt es zu beachten, daß man mittels entsprechenden Werkzeug die Saitenringe dichtet, und auch vor dem entgültigem Hochziehen die "Nasen" noch einmal mittels Zange hineindrückt.

      Die Saitenringe müssen auch noch mal von oben mittels Ringdichter geklopft werden, auch ist es notwendig unten an den Aufhängestiften so wie am Steg sie Saiten festzuklopfen.

      Viele Grüße

      Henry
    • Hi Henry,

      hochinteressanter Bericht! Ich dachte zuerst, "Neubeziehen" meint, einen Stoffüberzug über das Klavier oder sowas... naja, also gut ;)

      Eine Frage: ist Dir schon mal eine Saite beim Arbeiten gerissen? Kann das u.U. recht gefährlich werden für die Augen (wenn die getroffen werden)?

      Schönen Gruß
      Chris
      "Musik und Rhythmus finden ihren Weg zu den geheimsten Plätzen der Seele." - Platon

      Dieser Beitrag wurde bereits 1 mal editiert, zuletzt von Dreiklang ()

    • Dreiklang schrieb:


      Eine Frage: ist Dir schon mal eine Saite beim Arbeiten gerissen? Kann das u.U. recht gefährlich werden für die Augen (wenn die getroffen werden)?



      Beim Neubeziehen sollte eigendlich keine Saite reißen, man gibt ja auch erst einmal nur so viel Spannung rauf daß sie fest sitzt und kein bewegliches Spiel mehr wo hat. So richtig auf Tonhöhe hochgezogen wird erst wenn alles fertig bezogen ist (und die Druckstäbe wieder eingebaut sind....ja so einige Arbeitsschritte sind mir wohl in meinem Beitrag flöten gegeangen - könnt ja Klaviermacher noch ergänzen ;) )

      Zur Unfallgefahr: eine entspannte Saite birgt ein höheres Verletzungsrisiko als eine reißende ;)

      Viele Grüße

      Henry
    • Guten Tag,

      da fällt mir was zu ein.

      Denn früher, als ich noch mein altes Klavier als einziges hatte, da hatte ich einen Kumpel, der kam dann, um es zu stimmen, er hatte das aber auch nicht erlernt, sondern nur beobachtet - und ich hatte es noch nie BEWUSST gesehen, also so, dass ich mich tatsächlich danebensetzte um zuzuschauen.

      Nun hatte der Klavierhändler, von dem wir das Klavier damals bekamen, es auch selber gestimmt ( ohne meine besondere AUfmerksamkeit ) , und zwar nicht oft, aber so 3 mal vielleicht.

      Das war dann, nach einem Umzug, auch vorbei, und ich kannte ja diesen Kumpel. Also schaute ich ihm zu , und ihm fiel auf, dass es ungefähr einen Halbton tiefer gestimmt war, als normal.

      Dann fragte er mich, ob er es wieder "normal" Stimmen sollte, also den Halbton komplett wieder hochziehen, UND er wies mich drauf hin, dass Saiten reißen könnten ;)

      ...ich dachte lange nach - und stimmte zu...

      ..und eine riss.

      Aber das war egal, eine Zeitlang hielt die Neue Stimmung vom Kumpel, und als es dann wieder soweit war,...hatte ich meinen Stimmschlüssel und Stimmgabel, und Gummiteil, und stimmte es wieder den Halbton zurück. Und seitdem stimme ich es immer selber und immer nach Geschmack, und niemals ist eine weitere Saite gerissen -

      bis vor 3 Jahren. Da hatte es eine weitere "erwischt", und ich musste die obere Hälfte "losdrehen", und musste aber auch unten das Klavier aufmachen, denn unten war der Rest der Saite zwischen die anderen gerutscht und ich kam nur von unten dran, und da musste ich erstmal drauf kommen!!!

      Aber das macht nichts, denn ich kaufe da nichts neues mehr und wenn doch, dann versuche ich es selbst zu basteln, oder lasse es bleiben. Habe noch ein anderes Klavier, aber ich liebe trotz der beiden fehlenden Saiten das alte sehr, es klingt weich und schön, und voll und sanft!

      Henry,

      Zur Unfallgefahr: eine entspannte Saite birgt ein höheres Verletzungsrisiko als eine reißende ;)


      Wie makaber. };-> };-> ...besonders, wenn man einen nicht mag :D .. ein guter Aufhänger.

      greetz -- Paul! 8)