Besser üben

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    • Hallo zusammen,

      hm.. also Menschenversuche sind ja unter Umständen nicht so nett, aber diesen hier finde ich ganz interessant.

      bulletproofmusician.com/8-thin…racticers-do-differently/

      Der Versuch sollte an den Tag bringen, was hervorragende Klavierspieler beim Üben besser machen als nicht so gute. Man hat zu diesem Zweck 17 Klavierstudenten eine Passage aus dem ersten Klavierkonzert von Shostakovich zum Üben gegeben. Nach einer Übesitzung (deren Zeitdauer von den Studenten selbst bestimmt werden konnte) sollten sie am nächsten Tag die Passage vorspielen.

      Die Übesitzungen wurden beobachtet und von den Studenten verwendete Übestrategien identifiziert. Das Vorspiel wurde bewertet und dann die verwendeten Übestrategien mit dem Abschneiden der Studenten beim Vorspiel in Beziehung gesetzt.

      Dabei kristallisierten sich offenbar einige Herangehensweisen heraus, die von den bei dem Vorspiel sehr gut abschneidenden Studenten häufig, von den nicht so gut abschneidenden Studenten seltener oder gar nicht verwendet wurden. (Hier kürze ich mal ab, Details kann man unter dem Link nachlesen)

      Es gab drei Strategien, die alle drei am besten abschneidenden Studenten anwandten:
      1. Sie identifizierten, wenn Fehler beim Üben auftraten, genau die Stelle, an der der Fehler aufgetraten war und suchten die genaue Ursache, um sie dann zu beseitigen.
      2. Sie variierten das Tempo systematisch, d.h. es gab logisch nachvollziehbare Tempoänderungen während des Übens (Sie wurden z.B. langsamer, um schwierige Stellen fehlerfrei spielen zu können oder wählten gezielt ein schnelleres Tempo)
      3. Bestimmte Stellen wurden wiederholt, bis ein aufgetretener Fehler korrigiert war - es ließ sich beobachten, dass der Fehler beim späteren Durchspielen der Stellen nicht mehr auftrat.

      Der wesentliche Unterschied zwischen den sehr guten und den nicht so guten Studenten lag darin, wie sie mit den Fehlern umgegangen sind, die sie machten. Am Anfang der Übesitzung machten sie nicht weniger Fehler als die anderen, aber sie vermieden, dieselben Fehler wieder und wieder zu machen, so dass sie insgesamt in ihren Übesitzungen sozusagen "einen höheren Anteil korrekt gespielter Noten" hatten.

      Sicher keine welterschütternd neue Erkenntnis. Aber ich finde es schon bemerkenswert, dass das, was die Klavierlehrer immer predigen (Wiederholungen von Fehlern vermeiden, Denken beim Üben :+ ), offenbar auch in der Praxis tatsächlich was bringt.

      Viele Grüße
      Lila

      Dieser Beitrag wurde bereits 1 mal editiert, zuletzt von Lila ()

    • Eine Kleinigkeit wurde hier allerdings nicht berücksichtigt - es gibt auch so "ganz Kreative" , welche schauen wie sie die Fehler einfach mal durch geniale Pfuscherei unmerkbar machen. Gerade die Mitteleuropäer sind da sehr einfallsreich drinnen. Unser allseits geschätztes Mitglied Dreiklang hat das an einem wunderbaren Beispiel hier mal dargelegt - die La Campanella....oder, vor etlichen Jahren hörte ich mal einen jungen Studenten die Ungarische Rhapsodie nr.2 spielen - ich war begeistert, ein Professor hingegen welcher sich unter den Zuhörern befand schnaubte hingegen " er hätte da alles falsch gemacht was man an Liszt falsch machen kann" Dann erfuhr ich - ja , diese Läufe von Liszt, waren keineswegs mehr von Liszt, er hat sie einfach mal so dahinimprovisiert (war ihm wahrscheinlich zu aufwändig die Stellen zig mal zu üben).

      Viele Grüße

      Henry
    • Lila schrieb:

      Sicher keine welterschütternd neue Erkenntnis. Aber ich finde es schon bemerkenswert, dass das, was die Klavierlehrer immer predigen (Wiederholungen von Fehlern vermeiden, Denken beim Üben :+ ), offenbar auch in der Praxis tatsächlich was bringt.
      ...ist es bemerkenswert, dass das, was der Fahrleher mitteilt (nicht dauernd Vollgas, nicht frontal in die volle Bushalte heizen, nicht dem Polizeiauto einen Vogel zeigen usw.), sich auch in der Praxis bewährt? :D :D :h:h:
    • rolf schrieb:


      ...ist es bemerkenswert, dass das, was der Fahrleher mitteilt (nicht dauernd Vollgas, nicht frontal in die volle Bushalte heizen, nicht dem Polizeiauto einen Vogel zeigen usw.), sich auch in der Praxis bewährt? :D :D :h:h:


      ...übrigens sind Geisterfahrer sehr entgegenkommend };-> :h:h:

      Aber es gibt Dinge welchen einen kein Lehrer beibringt; quer einparken, mit Hilfe der Füße vierhändig spielen......wenn es da an eigener Kreativität fehlt, wird man wohl bestenfalls eine Kopie des Lehrers bleiben :D :h:h: :h:h: :h:h:

      Viele Grüße

      Henry
    • Och menno, der böse rolf deckt aber auch wirklich jede Dummheit schonungslos auf. :wacko: :h:h:

      Ok. Ich räume ein, dass der von Dir zitierte Satz nicht viel mehr aussagt als "Es ist bemerkenswert, dass die Klavierlehrer wissen, was sie tun". :rolleyes:
      Was ich eigentlich sagen wollte, war wohl: Es ist für einen Schüler/Amateur wie mich erhellend, in einem derartigen Experiment bestätigt zu sehen, dass man wohl keine Chance hat richtig gut zu werden, wenn man die genannten Methoden nicht anwendet und verinnerlicht. Zwar hat man das auch schon vom Klavierlehrer gehört, jedoch ist dieser Zusammenhang für den Anfänger nicht so unmittelbar einleuchtend wie der, dass das Fahren gegen eine Mauer mit einem Kfz bei 100 km/h unangenehme Folgen haben kann.
    • Lila schrieb:

      H

      Dei Eischdellung zur Klavier-Pädagogik find i allerdings grauslig.



      Naja, der Papst hat des ja abgesegnet :D

      Aber so a Watschn waren ja früher tatsächlich mal ein allbeliebtes Erziehungsmittel. Aber i sag, wenn a Schüler Watschn braucht um Klavier spielen zu lernen, dann lernt er wohl besser etwas anderes %-) :h:h:

      Viele Grüße

      Henry
    • ...um der grausigen Mundart-Stammelei hier ein drastisches Ende zu bereiten:
      man kann sich durchaus über Nutzen und Frommen der Ohrfeige in pädagogischen Belangen in der Hochliteratur informieren - da wäre der Autor Christian Dietrich Grabbe zu nennen, dessen Lustspiel (sic) Scherz, Satire, Ironie und tiefere Bedeutung zur Verabreichung einer pädagogischen Ohrfeige vermerkt "das Ohr ist nützlich, die Feige süß" :D :D :D :D
      So, Mesdams et Messieurs Dialektstammler/innen: ab in die Biblio und den Grabbe gelesen! Sonderpunkte gibt´s für diejenigen, die hier in eigenen dialektfreien Worten wiedergeben können, was es dort mit dem Teufel und der Serviette auf sich hat :D :D :D
    • ab in die Biblio und den Grabbe gelesen!


      So isch recht! In dr Höll' haldet se sich au an'd Kehrwoch'!
      :thumbup:

      Na gut, damit mich auch Norddeutsche verstehen (Dialektstammlerinnen, :-() pffff), borge ich mir eine paar Formulierungen von jemandem aus, der die deutsche Sprache unzweifelhaft souverän beherrschte:

      ... all seine (Grabbes) Vorzüge sind verdunkelt durch eine Geschmacklosigkeit, einen Zynismus und eine Ausgelassenheit, die das Tollste und Abscheulichste überbieten, das je ein Gehirn zutage gefördert. Es ist aber nicht Krankheit, etwa Fieber oder Blödsinn, was dergleichen hervorbrachte, sondern eine geistige Intoxikation des Genies. Wie Plato den Diogenes sehr treffend einen wahnsinnigen Sokrates nannte, so könnte man unsern Grabbe leider mit doppeltem Rechte einen betrunkenen Shakespeare nennen."


      ----------------

      Besten Dank, rolf, für den Hinweis auf "Scherz, Satire, Ironie und tiefere Bedeutung" - das kannte ich noch gar nicht! Ich habe gestern einen sehr vergnüglichen Abend mit dem Buch verbracht. Bei der Szene, in der Rattengift versucht, ein Sonett zu verfassen, habe ich mich weggeschmissen! Und ja, die teuflische Intrige zur Verscherbelung der jungen Braut (einschließlich der Sache mit den Schneidergesellen und dem Feilschen um den Kaufpreis ) ist herrlich! :lol: :lol: :lol:

      Dieser Beitrag wurde bereits 2 mal editiert, zuletzt von Lila ()

    • Noch ein Aspekt zur Anwendung der Ohrfeige in der Pädagogik (ich habe mich ja gestern abend weitergebildet):

      "Es gehört zu den Feinheiten meiner Erziehungsmethode, musst du wissen, dass ich dem Schüler bei jeder interessanten Lehre eine markdurchdringende Maulschelle erteile, denn späterhin wird er alsdann immer, wenn er sich an die Maulschelle erinnert, sich auch an die Lehre erinnern, welche sie begleitete." (Schulmeister)

      Da könnte vielleicht doch was dran sein. Assoziationen sind ja für's Erinnern immer gut. "
    • Lila schrieb:

      Es gab drei Strategien, die alle drei am besten abschneidenden Studenten anwandten:
      1. Sie identifizierten, wenn Fehler beim Üben auftraten, genau die Stelle, an der der Fehler aufgetraten war und suchten die genaue Ursache, um sie dann zu beseitigen.
      2. Sie variierten das Tempo systematisch, d.h. es gab logisch nachvollziehbare Tempoänderungen während des Übens (Sie wurden z.B. langsamer, um schwierige Stellen fehlerfrei spielen zu können oder wählten gezielt ein schnelleres Tempo)
      3. Bestimmte Stellen wurden wiederholt, bis ein aufgetretener Fehler korrigiert war - es ließ sich beobachten, dass der Fehler beim späteren Durchspielen der Stellen nicht mehr auftrat.
      Das sind klasse Strategien. Punkt 1 ist gut. Manchmal sind es z.B. Fingerwechselfehler. Man bleibt auf dem vorherigen Führungsfinger, obwohl man um einen Finger shiften müsste, damit alles passt. Dann schlägt das Muskelgedächtnis eines anderen Fingers am falschen Ort zu und zack hat man einen falschen Ton und wundert sich, weil doch der unbewusste Ablauf stimmte. Ein KL oder eine Videoaufnahme würde dies klar aufzeigen. Dann prägt man sich den übersehenen Shift ein, und alles ist gut.
      LG Erhard