Das absolute Gehör

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    • Das absolute Gehör

      Ein schöner Mythos wenn man vom absoluten Gehör spricht - ja, was ist denn eigentlich das absolute Gehör? Wenn man auf Anhieb die Schwingungen in der Sekunde eines Tones nennen kann.
      Alles andere was so alles unter absoluten Gehör tituliert wird, ist erworben und erlernt - tatsächlich handelt es sich dabei allerings um ein trainiertes relatives Gehör.

      In meinen 35 Berufsjahren hatte ich ein einziges mal jemand mit einem absolututen Gehör - ich schlug das A´an, und er sagte auf Anhieb es befände sich auf 436,7 Hz (ich hatte damals noch verschiedene Stimmgabeln, von 430 - 445 hz, und tatsächlich, die Stimmgabel von 437hz war am reinsten).

      Nun muß ich auch sagen daß dieser Mensch wohl dem arg autistischem Spektrum entsprach, und auch dementsprechende "übermenschliche "Begabungen besaß.

      Auch waren ihm die großen Terzen der gleichschwebenden Stimmung eine arge Pein, und er bat mich es doch so zu stimmen daß die großen Terzen rein wären - leider ging das nicht ohne den klanglichen Verlust von 6 anderen Dur Tonarten, was für ihn bedeutete daß er mit 6 Dur Tonarten auskommen müßt.

      Viele Grüße

      Henry
    • ne nette Historie:
      Literqturnobelpreisablehner Boris Pasternak hatte als Jugendlicher privat Klavier- und Kompositionsunterricht bei Alexander Skrjabin (!) (Pasternaks Eltern waren mit Skrjabins befreundet, waren sommers Nachbarn) - Pasternak entschied sich gegen eine Musikerlaufbahn, da er kein absolutes Gehör hatte. Das kuriose daran: Skrjabin hatte auch keins :D
      :h:h:
    • Ich weiß nicht welcher Komponist das tatsächliche absolute Gehör hatte - zum stimmen von Klavieren jedenfalls wäre es nur hinderlich, da eine gleichschwebende Temperatur damit unmöglich wäre hinzubekommen - es würde am Ende des Quintenzirkels genau ein Viertelton fehlen. :h:h:

      Viele Grüße

      Henry
    • rolf schrieb:

      Literqturnobelpreisablehner Boris Pasternak hatte als Jugendlicher privat Klavier- und Kompositionsunterricht bei Alexander Skrjabin (!) (Pasternaks Eltern waren mit Skrjabins befreundet, waren sommers Nachbarn)
      Wow, das ist interessant! Ich wußte gar nicht, dass Pasternak so ein guter Musiker war.

      (Nb.: Es ist doch erstaunlich, dass sich diese russischen Genies offenbar alle untereinander gekannt haben (vgl. auch den Anekdoten-Faden). Gut, früher sind die sich wahrscheinlich zwangsläufig in Baden-Baden ständig über den Weg gelaufen, aber im 20. Jahrhundert fiel diese Möglichkeit ja wohl weg. ;) :D )

      Zum absoluten Gehör: Ich sehe nicht recht, welchen Vorteil man als Musiker davon hat. Ich besitze zum Beispiel eine Stimmgabel, mit deren Hilfe ich jeden gewünschten Ton finden kann. Ein Absoluthörer kann sich natürlich die Kosten für die Stimmgabel sparen...andererseits habe ich schon von Absoluthörern gehört, dass ihr absolutes Gehör sie im musikalischen Alltag eher nervt oder verwirrt (besonders für Leiter von Laienchören scheint es eine wahre Plage zu sein :whistling: :D ).

      Es ist wohl häufig so, dass ein angeborenes absolutes Gehör mit einer besonderen Begabung für Musik einhergeht. Das muss aber offensichtlich umgekehrt nicht heißen, dass man nicht ausreichend talentiert ist, wenn einem das absolute Gehör fehlt. Armer Pasternak!
    • Naja, ich weiß ja nicht ob das tatsächlich absolute Gehör nicht eher eine Plage als eine Gabe ist...ich für meinen Teil geb da lieber die 5,50 für ne Stimmgabel aus :D

      Sehr häufig stelle ich aber auch fest, daß es vielfach auch nur Getue ist - mal so eine schöne Anektdote; vor ein paar Jahren hatte ich mal eine Kundschaft welche einen wunderschönen kleinen Stutzflügel mit den noch wunderschöneren Namen "Ebola" (oder so ähnlich) besaß. Also eine Flügelproduktion fernöstlich von Gut und Böse. Nun meinte entsprechnede Kundschaft, sie hätten das absolute Gehör und daher müßte der Flügel auch sehr sehr gut gestimmt werden und klingen wie ein großer Steinwayflügel (bei den kurzen Baßsaiten :lol: :lol: :lol: :lol: :lol: )
      Das trifft sich gut, meinte ich, brauch ich nicht die Stimmgabel auszupacken. Ich schlug also das A´an, und fragte denn wo er stünde - die Antwort: "viel zu tief".
      Dann kontrollierte ich noch mal mit meiner Stimmgabel.....daß Teil war auf 449 Hz!!!
      Da ich keinen Plattenbruch riskieren wollte, packte ich mein Werkzeug wieder ein, mit dem Bedauern daß es sich nicht höher stimmen ließe, und ging.
      Offensichtlich hat sich da ein Kollege vor mir einen Spaß gemacht und aufgrund des "absoluten Gehöres" der Kundschaft das Teil einfach mal bis zum Gehtnichtmehr hoch gejagt ;-P :D :D :D :D :h:h: :h:h: :h:h: :h:h:

      Viele Grüße

      Henry
    • Henry schrieb:

      Ich schlug also das A´an, und fragte denn wo er stünde - die Antwort: "viel zu tief".

      Dann kontrollierte ich noch mal mit meiner Stimmgabel.....daß Teil war auf 449 Hz!!!
      Unter Berücksichtigung der Erkenntnisse zur Auswirkung tiefer Stimmungen auf die innere Ausgeglichenheit stellt sich dann die Frage, ob Absoluthörer, die den Kammerton bei einer besonders hohen Frequenz vermuten, auch besonders aggressiv sind... :D :h:h:
    • Lila schrieb:

      Unter Berücksichtigung der Erkenntnisse zur Auswirkung tiefer Stimmungen auf die innere Ausgeglichenheit stellt sich dann die Frage, ob Absoluthörer, die den Kammerton bei einer besonders hohen Frequenz vermuten, auch besonders aggressiv sind... :D :h:h:


      Offensichtlich, eine Dame bei der ich auf Rücksichtsnahme darauf verzichtete das Instrument hochzuziehen, und es somit auf der Tonhöhe von 438,6 Hz beließ, beschwerte sich fürchterlich beim Chef und verlangte das Geld zurück, da das Instrument nicht auf die ihr ach so verhaßte Nazitonhöhe von 440 Hz gestimmt wurd....ja was denn nun? :.-| :-} :.-| :-} :h:h: :h:h:

      Viele Grüße

      Henry