Chopin und Bach

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    • Chopin und Bach

      Hallo zusammen,

      gestern war ich in einem Konzert, bei dem unter anderem die Etüden op. 10 von Chopin gespielt wurden. Einigen der Etüden wurden Präludien jeweils identischer Tonart aus dem Wohltemperierten Klavier vorangestellt, so dass Bach und Chopin immer wieder im Wechsel erklangen. Die Idee war wohl, den Einfluss Bachs auf Chopin zu veranschaulichen.

      Was meint Ihr: Ist das ein originelles Programm oder doch einfach zu bemüht?

      Viele Grüße

      Lila
    • dass Chopins Etüde op.10 Nr.1 sowie sein Prelude op.28 Nr.1 sich direkt auf das erste Praeludium des Wohltemperierten Klaviers beziehen ist doch kein Geheimnis und auch keine Neuigkeit. (und Debussy parodiert das mit seinem Dr. Gradus ad Parnassum)

      wusstest du, dass Chopin zeitweilig damit befasst war, Bachs Clavierwerk für eine franz. Neuausgabe korrekturzulesen?

      eher erstaunlich ist, dass Chopin mit Ausnahme einer a-Moll Fuge aus seiner Studienzeit und einem kurzen Abschnitt in der 4. Ballade keinerlei Interesse an linearer Polyphonie zeigte.
    • Mir ist schon klar, dass Chopin sich intensiv mit Bach, insbesondere dem Wohltemperierten Klavier, auseinander gesetzt hat und dass es entsprechende Bezüge in den Préludes gibt.

      Der Hintergrund meiner Frage ist, dass ich nach dem Konzert tatsächlich lange darüber nachgedacht habe, ob ich es nun eigentlich gut fand oder nicht. Beim Lesen des Programms war ich zunächst der Meinung, dass das ja ganz spannend werden könnte, einzelne Bach-Präludien und Chopin-Etüden gleicher Tonart jeweils direkt einander gegenüberzustellen. Als ich es dann im Konzert gehört habe, war ich mir aber nicht mehr so sicher.

      Vielleicht lag es auch daran, dass der Pianist die Präludien sehr stark an den Stil der jeweils nachfolgenden Etüde angepasst gespielt hat (er hat sozusagen den Chopin im Bach gesucht). Dadurch ergab sich nach meinem Eindruck eine gewisse Eintönigkeit. Nach meinem Geschmack wäre es abwechslungsreicher und das Zuhören weniger anstrengend gewesen, wenn die Etüden mit ihren unterschiedlichen Charakteren direkt hintereinander weg gespielt worden wären. Zusätzlich hatte man ein wenig das Gefühl, man würde in einer Schulstunde sitzen und sollte nun, koste es was es wolle, darüber belehrt werden, wie ähnlich sich Bach und Chopin doch letztlich sind. Und ich weiß nun nicht so recht, ob ich mich angesichts dieser Holzhammer-Methode als Zuhörerin in meiner Intelligenz beleidigt fühlen soll.

      Ich will dem Pianisten aber nicht Unrecht tun, denn im übrigen Programm hat er wirklich toll und überzeugend gespielt. Vielleicht lag es ja auch allein an meiner Ignoranz, dass ich diesen speziellen Teil des Programms nicht so recht verstanden habe. Deshalb mein Versuch herauszufinden, ob andere eine solche Zusammenstellung interessant oder (wie ich) etwas zu bemüht finden.

      Dieser Beitrag wurde bereits 1 mal editiert, zuletzt von Lila ()

    • Lila schrieb:

      Beim Lesen des Programms war ich zunächst der Meinung, dass das ja ganz
      spannend werden könnte, einzelne Bach-Präludien und Chopin-Etüden
      gleicher Tonart jeweils direkt einander gegenüberzustellen. Als ich es
      dann im Konzert gehört habe, war ich mir aber nicht mehr so sicher.
      ...das stelle ich mir bzgl. beider Es-Dur Praeludien in Verbindung mit der seicht-kitschigen Es-Dur Etüde auch ...hm... sehr wunderlich vor :D :D :D des weiteren findet die E-Dur Etüde ebenfalls kein Bach´sches Pendent :D :D :D usw.
      informierende Programme solcher Art sollten in Form von Gesprächskonzerten gebracht werden, also wechselweise Infos und Klangbeispiele.
    • rolf schrieb:

      Gesprächskonzerte

      Mit solchen habe ich übrigens beste Erfahrungen gemacht. Erstens, erfährt man so einiges Neues... zweitens, wird das Konzert angenehm aufgelockert... drittens, kann das Publikum die einzelnen Darbietungen differenziert durch Applaus bewerten, und der Künstler erfährt, welche seiner Darbietungen am meisten zugesagt haben (und das müssen auch keineswegs die Fingerbrecher sein).

      Rundrum empfehlenswert eigentlich.
      "Musik und Rhythmus finden ihren Weg zu den geheimsten Plätzen der Seele." - Platon
    • Lila schrieb:


      Was meint Ihr: Ist das ein originelles Programm oder doch einfach zu bemüht?



      Ähnliche Sachen macht auch der Pianistenclub München e.V. - finde ich im Grunde genommen schon originell ein Themenkonzert zu machen. Ich persönlich bevorzuge allerdings ein einheitliches Komponistenkonzert - wenn ich Liszt hören will kann ich keinen Skriabin da zwischen gebrauchen...des macht mich denn wuselig. :.-| :.-| :.-|

      Viele Grüße

      Henry
    • rolf schrieb:


      ...das stelle ich mir bzgl. beider Es-Dur Praeludien in Verbindung mit der seicht-kitschigen Es-Dur Etüde auch ...hm... sehr wunderlich vor :D :D :D des weiteren findet die E-Dur Etüde ebenfalls kein Bach´sches Pendent :D :D :D usw.
      informierende Programme solcher Art sollten in Form von Gesprächskonzerten gebracht werden, also wechselweise Infos und Klangbeispiele.

      Tatsächlich wurde der Es-Dur Etüde das Präludium Es-Dur (BWV 876) aus Teil II gegenübergestellt. Op.10 Nr. 3 blieb allerdings "ungepaart" :D .

      Ich denke, Du hast recht: das ganze als Gesprächskonzert zu gestalten, wäre ganz bestimmt der bessere Ansatz gewesen. Der Erkenntnisgewinn wäre jedenfalls definitiv höher gewesen und der Genuss wahrscheinlich auch. Immerhin hat das Konzert mich zum Nachdenken angeregt, das ist ja auch schon mal was ;)